Stammbaum – Eine alte Mühldorfer Familie

Eine keltische Familie übernimmt römische Sitten

Dieser antike Grabstein wurde 1994 bei Aushubarbeiten südöstlich von Mühldorf in Pattendorf gefunden. Es handelt sich um die Inschrift eines Grabmonuments nach römischem Stil. Auf dem Stein ist der Name des Verstorbenen genannt: Atestas, Sohn des Atto. Es werden weitere Familienmitglieder erwähnt (siehe Stammbaum). Die Namen sind alle keltisch. Das weist darauf hin, dass die Kelten nach und nach die römischen Bestattungssitten übernahmen. Da sich nicht jeder einen Inschriftenstein, noch dazu aus Marmor, für sein Grab leisten konnte, darf man annehmen, dass die Familie des Atestas wohlhabender gewesen ist und der keltischen Oberschicht entstammte. Sie lebte vermutlich im 1. Jahrhundert nach Christus.

Kindertext

„Wir Kelten finden es seltsam, dass die Römer so viel aufschreiben. Mein Opa Gannicus sagt, dass man die alten Geschichten im Kopf behalten und daher auswendig lernen muss! Man sieht dann Bilder vor sich und kann sich diese gut merken. Deshalb können alle Kelten wunderbar Geschichten erzählen. So wird unser Wissen von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Der Römerjunge Lucius, den ich aus der römischen Stadt Teurnia kenne, findet das blöd. Er sagt, wenn man etwas aufschreibt, dann kann man nichts vergessen und es kann nichts verloren gehen. Lucius meint, dass man dann auch noch in tausend Jahren oder mehr von uns lesen wird. Würde sich wirklich jemand aus der Zukunft für uns interessieren? Dann würde ich sofort unsere Namen in Stein meißeln lassen.“

Rätselfrage:

Wer hat recht – Lucius oder Matugenta? Oder vielleicht auch beide? Und kannst du ein paar Namen auf dem Grabstein entdecken? Weißt du die richtige Antwort?

Antwort:

Lucius ist dafür, dass alles aufgeschrieben wird. So können auch spätere Generationen genau lesen, was passiert ist oder was der Schreiber sagen wollte. Dabei ist es aber nötig, dass man die alte Schrift auch in Zukunft lesen und verstehen kann.

Matugenta sagt, dass man in ihrer Kultur alles mündlich weitergibt. Das stärkt natürlich das Erinnerungsvermögen und das Geschichtenerzählen hat einen hohen Stellenwert. Durch die mündliche Überlieferung können sich Erzählungen aber auch verändern und wenn sie niemand aufschreibt, können sie auch verloren gehen.

Man muss bedenken, dass auch schriftliche Dokumente verloren gehen – bei Bränden, oder wenn Inschriftensteine verbaut oder mit Erde verdeckt werden. Dann wäre es von Vorteil, wenn das geschriebene auch in den Erzählungen weiterlebt.

Fakt ist, dass wir die Familiennamen und Beziehungen von Matugentas Verwandtschaft nicht kennen würden, wenn wir den Inschriftenstein nicht hätten. Wir würden nichts mehr von ihnen wissen.

Rundweg